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Die "Geisterstrecken"

Geisterstrecken??? Warum Geisterstrecken? Ganz einfach, weil es Strecken gibt, die immer wieder in Publikationen auftauchen, obwohl sie nie existierten.

Die wohl bekannteste ist die Bahnlinie, die südlich von Peja an den albanischen Alpen entlang Richtung Süden führt und im Nirgendwo endet. Sie ist schon auf topographischen Karten der U.S. Army aus dem Jahr 1949 als "under construction" verzeichnet und nur vage in der Linienführung dargestellt. Eine Landkarte, die ich im Jahr 2001 im Kosovo erstand, zeigte die Bahnlinie dann sogar mit glaubhaft, detailiert ausgeführter Streckenführung bis nach Deçan (srb: Dečani).

Dieselbe Landkarte zeigt eine Verbindung der Strecke Klina - Prizren nach Gjakovë (srb: Đakovica), die etwas nördlich von Xërxë (srb: Zrze) abzweigt. In einem Internetforum finden sich sogar Bilder, die diese Strecke angeblich am Stadtrand von Gjakovë zeigen sollen.

Liebe Leser, ich war dort, ich habe alles abgefahren, ich habe ältere Leute nach ihren Erinnerungen befragt und sogar mögliche ehemalige Bahndämme auf Satelitenbildern ausgespäht. Das einzige Ergebnis war unnötiger Spritverbrauch und dass ich mich einmal sogar mit meinem Geländewagen fast festgefahren hätte.

Resultat:
Diese Bahnlinien gibt es nicht und hat es auch nicht gegeben!




Nun nicht realisierte Planungen hat es für den Bereich Kosovo immer wieder gegeben. Es seien hier die "Sandschakbahn" (1869) und die "Donau-Adria-Bahn" (1906) genannt, die beide in verschiedenen Versionen weit in das 20. Jahrhundert hinein immer wieder in verschiedenen Streckenführungen diskutiert wurden.

Die beiden vorliegenden "Geisterstrecken" dürften hinegegen eher regionaler Planung entstammen. Die Linienführung südlich von Prizren deutet auf eine gewollte Verbindung von Peja nach Gjakovë und eventuell weiter nach Prizren hin. 1949 gab es die Verbindung Klina - Prizren schließlich noch nicht. Die Verbindungslinie von der dann bestehenden Strecke Klina - Prizren nach Gjakovë dürfte einer Planung entsprungen sein, die Stadt dann auf diesem Weg an das Eisenbahnnetz anzuschließen. Belege hierfür habe ich aber bislang nicht gefunden, sodas ich unterstreichen möchte, dass es sich nur um Vermutungen handelt. Besonders "lustig" wir es allerdings, wenn ein Kartograph sich so unsicher ist, dass er eine Strecke teilweise einfach doppelt einzeichnet und, wie hier oberhalb von Pristina, schlicht um mehrere Kilometer "verlegt":