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Aufbau und Betrieb der Eisenbahn
durch die KFOR
Mit
dem Einmarsch der KFOR-Truppen in den Kosovo 1999 wurde schnell klar,
dass die Eisenbahn für den Nachschub derselben eminent wichtig war. Die
Strecke von Skopje nach Fushë Kosovë (srb: Kosovo Polje) wurde hier
zunächst instandgesetzt, um von Mazedonien her Truppen und Material ins
Zentrum des Kosovo zu bringen. Dreh und Angelpunkt war hier der
Güterbahnhof Miradi (srb: Kosovo Polje Teretna). Es erklärt sich von
selbst, dass Militärtransporte aus Richtung Serbien in dieser ersten
Phase ausgeschlossen waren.
Ab Juni 1999 war das britische 79 Railway
Squadron der KFOR für die Eisenbahn
zuständig.
Am 22. September 1999 übernahm dann das
italienische Railway Engineers
Regiment den Wiederaufbau und Betrieb im Kosovo. Diese
Einheit brachte einen kompletten Zug mit, den "Quick Reaction Train".
Ein in
der NATO einzigartiger Zug, der alles mit sich führt, was man zum
Aufbau und Betrieb einer Bahnstrecke braucht, inklusive Unterkunft für
90 Soldaten.
War
bis zur Übernahme durch die italienische KFOR nur die Verbindung
Skopje - Fushë Kosovë fertiggestellt,
wurden nun die Strecken Fushë Kosovë - Peja am 26. October 1999
und Klina - Prizren am
21. November 1999 wieder in Betrieb genommen. Der
Eröffnungszug nach Peja beförderte
übrigens keine militärischen, sondern Hilfsgüter. Es wurde Bauholz in
die Region gebracht, da geplant war, der Bevölkerung in jedem
kriegsbedingt beschädigten Haus wenigstens einen Raum winterfest zu
machen.
Richtung
Mitrovica gestaltete sich die
Wiederinbetriebnahme schwieriger, da hier eine Stahlbrücke bei Dalak
(srb: Doljak) wieder aufgebaut werden musste, die im Krieg durch
NATO-Bomber beschädigt worden war. Zu den Reparaturen wurde ein
privates Unternehmen herangezogen. Denoch wurde diese Strecke, wie auch
die kurzen Stichstrecken
nach Gracanica und in Richtung Bardosh-Mine wieder in
Betrieb genommen.
Im Februar 2000 publizierte die KFOR, dass alle Strecken außer der
nach Podujevo repariert seien, wobei die britische
79 Railway Squadron 10% und das italienische Railway Regiment 90%
der Arbeiten durchgeführt habe. Man habe in dieser Zeit bereits 273443t
militärische und zivile Güter befördert. Seit Freigabe der Personenzüge
im Dezember 1999 für Zivilisten seien diese von 20000 Fahrgästen
(kostenlos) benutzt worden. Zu diesem Zeitpunkt war bereits durch die
Übergangsverwaltung UNMIK ein ziviler Eisenbahnmanager eingesetzt
worden, der den Übergang zu zivilen Bahnstrukturen vorzubereiten hatte.
Der Betrieb blieb jedoch zunächst in der Zuständigkeit der KFOR, nun
jedoch im Auftrag der UNMIK.
Bei
der Strecke Fushë Kosovë - Podujevo und weiter über Merdare
nach Serbien stießen die Soldaten auf
ein Hindernis in Form eines verschütteten, 1574m langen Tunnels bei
Sinidoll (srb: Sinji Dol). Dieser war während des Kosovokrieges von der
Nato bombadiert worden, wobei das südliche Portal zerstört wurde. Zudem
befanden sich in dem Tunnel 16 Kesselwagen, die von serbischer Seite
dort während des Krieges versteckt worden waren und die nun geborgen
werden mussten. Auf dieser Strecke wurden die Arbeiten im August 2000
aufgenommen und bis Ende 2000
bis Bardhosh (srb: Devet Jugovića) 9km nördlich von Pristina
abgeschlossen um dort ein Tanklager anzuschließen. Die weitere Strecke
wurde nicht mehr berücksichtigt und liegt bis heute brach.
Im März 2001 wurde dann der Übergang zur UNMIK-Railways eingeleitet.
Die KFOR übergab die Leitung der Eisenbahn fast komplett an die UNMIK,
die nach und nach den militärischen Betrieb mit zivilem Personal
ersetzte. In den 18 Monaten bis dahin hatte das italienische Railway
Regiment nach NATO-Angaben 4966 Zugbewegungen durchgeführt und dabei
164644 zivile Passagiere, 2460 militärische Passagiere, 491051t
Hilfsgüter, 434600t militärisches Material und 222631t Treibstoff
befördert.
Nicht
verschweigen sollte man, dass sich am Aufbau und Betrieb der Eisenbahn
nach dem Kosovokrieg neben den Soldaten der KFOR auch ehemalige
Eisenbahner der JZ beteiligten. Kosovo-Albaner, wie auch Kosovo-Serben
beteiligten sich von Anfang an ohne Entlohnung am Projekt Eisenbahn,
natürlich auch in der Hoffnung bei einer neu zu gründenden
Eisenbahngesellschaft wieder in Lohn und Brot zu stehen.
Das dies nicht immer unproblematisch war, zeigt beispielhaft ein
Vorfall am Abend des 04.12.2000. Serbische Passagiere eines Zuges von
Fushë Kosovë nach Zvečan (alb: Zveçan) blockierten
bei Prelluzhë (srb: Priluzje) die Weiterfahrt des Zuges, als bemerkten,
dass dieser von zwei Kosovaren albanischer Ethnizität geführt wurde.
Während mit den Fahrgästen verhandelt wurde, kam es noch zu einem
Streit unter den kosovo-serbischen Fahrgästen, der erst durch einen
Warnschuß eines KFOR-Soldaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
beendet werden konnte. Erst als zwei Lokführer des italienischen
Railway Regiments die Lok übernahmen, konnte der Zug seine Fahrt
fortsetzen.
Als Reaktion auf den Vorfall ordnete der COMKFOR
(ranghöchster KFOR-General) die Einstellung des Personenzugverkehrs auf
der Nordstrecke bis 09.12.2000 an. Er forderte jeden Einwohner des
Kosovo auf, Toleranz gegenüber den anderen Ethnizitäten zu üben. Ohne
die ethnische Coexistenz habe der Kosovo keine Zukunft.
Die Fahrzeuge der KFOR
Die Briten hatten vier
kleine Steelman Dieselloks mitgebracht, die hauptsächlich im
Güterbahnhof Miradi
den militärischen Rangierdienst
verrichteten. Letzere wurden mit Abzug des 79 Railway Squadron wieder
aus dem Kosovo abgezogen.
Hersteller | Typ | Motor | Kraftübertragung | Achsfolge | Thomas Hill, Rotherham, Yorkshire, England | Steelman Royale | Cummins NTA 855L4 | dieselhydraulisch | B |
| Nummer | MOD 270 | MOD 273 | MOD 276 | MOD277 | Fabriknummer | V318 | V321 | V319 | V332 | Baujahr | 1987 | 1987 | 1988 | 1988 |
Am 27.09.2019 kamen mit dem "Train for Life" neben Hilfgütern auch drei
britische Class 20 (20901,20902 & 20903) von Direct Rail Service in
den Kosovo. Sie wurden für drei Monate von der britischen 79 Railway
Squadron
dort eingesetzt, insbesondere, weil die Steelman-Loks für den Dienst
auf der Strecke viel zu schwach waren. Die dieselelektrischen Loks
konnten mit 1000PS aufwarten.
Obwohl
zum Ende des Kosovokrieges seitens Serbiens Eisenbahnfahrzeuge noch
hastig abgefahren
wurden, fanden sich vier GM-EMD Loks, die zügig für die KFOR in
Betrieb genommen werden konnten:
661-128, 661-132, 661-231 und 661-254
661-254 ereilte recht schnell ein Unfall, bei welchem sie zur Seite
stürzte und massiv beschädigt wurde. Sie steht heute noch am Rand des
BW Fushë Kosovë (srb: Kosovo Polje) mit original Anschriften der
britischen Truppen und aller noch brauchbarer Teile beraubt.
661-128 wurde noch als Lok 001 in das Nummernschema der HK übernommen,
wurde tatsächlich aber nur noch als Ersatzteilträger benutzt.
661-132, die übrigens an der Front die Nummerntafeln der 661-228 trug,
befindet sich heute noch als 2640 006 (ehem. Lok 002) im Bestand der
TRAINKOS.
661-231 steht ebenfalls noch, jetzt als 2640 008 (ehem. Lok 004), im Einsatz.
Frankreich
stellte der KFOR für den Eisenbahnbetrieb noch 1999 zwei
Loks des Typs BB.63000 (BB.63015 und BB.63018) zur Verfügung. Beide
stehen noch abgestellt im BW Fushë Kosovë, wobei
BB.63018 noch ihre KFOR-Anschrift trägt.
Zudem kamen mit den Italienern drei
Dieseltriebwagen
(ALn668 1528, 1531 und 1534) als Aufbauhilfe in den Kosovo, die
zunächst für Truppentransporte, später aber auch den zivilen
Bahnverkehr genutzt wurden. Diese sind nach wie vor im Kosovo,
allerdings schadhaft, abgestellt. Sie wurden durch vier Y1-Triebwagen
abgelöst.
Weiter wurden Ende 1999 von Deutschland acht Dieselloks der Baureihe
202 zur
Verfügung gestellt (318, 432, 516, 613, 615, 637, 658 und 786). Mangels
geeigneter Maßnahmen zum Frostschutz und wohl auch, weil
dieselhydraulische Loks außerhalb Deutschlands nicht immer auf
Gegenliebe stoßen, wurden sie recht schnell abgestellt. Im Mai 2007
wurden sie von der deutschen PRESS zurückgeholt. Eine (202 516) findet sich nun
im Museum Schwarzenberg, die anderen wurden bei Alstom umgebaut und
laufen bei verschiedenen Gesellschaften als BR 203.
Im
Jahr 2000 stellte die schwedische Bahninfrastruktur- und
Aufsichtsbehörde "Banverket" eine Rangierlok vom Typ Z65 zur
Verfügung, die heute neben den Lokhallen im BW Fushë
Kosovë defekt abgestellt ist.
Anfang 2001 wurden dann 4 Loks der Baureihe Di3
der NSB von Norwegen zur Verfügung gestellt. Sie wurden in der
Werkstatt Trondheim-Marienborg überholt, bevor
sie den langen Schienenweg in den Süden des Balkan auf sich
nahmen. Eine von ihnen wird heute noch sporadisch von der TRAINKOS im
Personenverkehr eingesetzt.
Die KFOR als Kunde
Heute nutzt die KFOR die Eisenbahn im Kosovo als guter Kunde. Material
und Fahrzeuge, aber auch Soldaten werden mit dem Zug transportiert,
mittlerweile insbesondere dann, wenn Truppenteile aus dem Kosovo
abgezogen werden.
Hier ein Video von der Verladung tschechischer Truppen mit Zuglok 010
(jetzt 2640 010) in Mitrovica am 04.07.2011:
(Veröffentlichung
mit
freundlicher Genehmigung
des tschechischen Verteidigungsministeriums,
Autor: Katerina Lang,
Copyright: army.cz)
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Hier drei Bilder eines zweiteiligen Transportes für die französische
KFOR bei der Beladung am 22.06.10 in Mitrovica.
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